Die Kreuzfahrtbranche erfreut sich wachsender Beliebtheit, allein in 2018 sind mehr als 2,2 Mio. Deutsche auf hoher See gereist, ein Anstieg um 150% seit 2008. Trotzdem hat die Kreuzfahrt nur einen Anteil von 2 Prozent am internationalen Reiseaufkommen. Gleichzeitig steht das Reisemodell Kreuzfahrt immer mehr in der öffentlichen Kritik. „Kreuzfahrtschiffe sind Umweltverschmutzer und verpesten die Meere!“ Dabei geht die Kreuzfahrtindustrie mit gutem Beispiel voran in Sachen maritimer Umweltschutz und ist Treiber für Innovationen in umweltfreundlichen Technologien und Treibstoffe. Schließlich liegt der Erhalt der Destinationen und Weltmeere im ureigenen Interesse der Branche.
Etwa 52.000 Schiffe verkehren auf den Weltmeeren, lediglich etwa 300 davon entfallen auf Kreuzfahrtschiffe. Das entspricht 99,4% Handelsschiffen und 0,6% Kreuzfahrtschiffen.
Strenge gesetzliche Vorgaben
Eins haben diese zwei Arten der Schifffahrt aber gemein, nämlich den Treibstoff. Das benutzte Schweröl steht in allen Diskussionen rund um dieses Thema am härtesten in der Kritik. Der Anteil an Schwefel ist in diesem Öl sehr viel höher als im Diesel für PKWs. Hier gibt es aber schon in einigen Regionen gesetzliche Vorgaben, die den Schwefelanteil im Treibstoff drastisch limitieren. In Nord- und Ostsee gilt seit 2015 eine Höchstgrenze von 0,1% Schwefelanteil. In den dortigen Regionen hat sich die Schwefelkonzentration in der Luft in den letzten Jahren halbiert. In der internationalen Schifffahrt müssen die Reedereien seit 2016 weltweit die Abgasnorm TIER III erfüllen (weltweit gültige Marpol-Vorschriften für Neubauten seit 2016 in NOx Emission Control Areas). Ab Januar 2020 sind nur noch 0,5% Schwefel im Schweröl erlaubt, sodass die gesamte Schifffahrtsindustrie auf noch schwefelärmeren Kraftstoff umrüsten muss. Außerdem wurde der Treibstoffverbrauch pro Passagier in den vergangenen Jahren um ca. 70% reduziert, denn zusätzlich wird auch die Routenplanung immer intensiver optimiert.
Abgasnachbehandlung und innermotorische Maßnahmen
Ebenso werden die Schwefeloxidemissionen durch Nachbehandlung oder innermotorische Maßnahmen reduziert. Bei der sog. Abgasnachbehandlung werden durch Filtersysteme der Feinstaub um mind. 50%, die Schwefeloxide sogar um bis zu 98% aus den Abgasen gefiltert. Die Reedereien investieren weiter in emissionsreduzierende Technologien: 111 Kreuzfahrtschiffe in Europa wurden 2018 mit Abgasnachbehandlungssystemen ausgerüstet, die Tendenz ist steigend. Bei Mein Schiff 3 kommt beispielsweise zum größten Teil Wasserdampf aus dem Schornstein. Der entsteht im „Scrubber“, einer Filteranlage und einem Katalysator, mit denen die Abgase gereinigt werden. Indem man die Abgase mit Chemikalien besprüht, bleiben 60% der Rußpartikel hängen und 99% der Schwefeloxide sowie 75% der Stickoxide werden gebunden.
Liquid Natural Gas (LNG) und Elektroantrieb – Investitionen in alternative Brennstoffe
Neben der Nutzung schwefelarmen Kraftstoffs und der Abgasnachbehandlung investiert die Kreuzfahrtbranche intensiv in alternative Brennstoffe. AIDAnova ist das erste Kreuzfahrtschiff, das mit LNG fährt. LNG, Liquid Natural Gas, ist flüssiges Erdgas und derzeit der umweltfreundlichste fossile Brennstoff mit bis zu 90% weniger Emissionen als bei herkömmlichem Treibstoff. So werden auch beim Anlegen keine giftigen Dieselgase mehr in die Luft freigesetzt. Im Oktober dieses Jahres wird die Reederei Costa Crociere nachziehen und ihre Costa Smeralda mit LNG auf See schicken. Ab 2020 setzen dann Princess Cruises, Carnival Cruise Line und P&O Cruises auf LNG, ab 2022 dann auch Disney Cruise Line, Royal Caribbean International und MSC. TUI Cruises folgt in den Jahren 2024 und 2026. Rechnet man das zusammen, haben die Reedereien insgesamt 22 Mrd. US-Dollar in diesen alternativen Antrieb investiert. Bei insgesamt 25 LNG-betriebenen Schiffen bis 2026 müssen nun aber auch die Häfen in Sachen Infrastruktur nachziehen. Leider ist die Möglichkeit, LNG zu tanken, an den meisten Anlegestellen noch nicht gegeben. Gegenwärtig löst AIDA dieses Problem in Kooperation mit Shell. Ein Tanker fährt mit dem LNG von Rotterdam nach Teneriffa und nutzt dabei selbst den fossilen Brennstoff.
Am 17. Mai dieses Jahres ist das erste Hybridschiff in See gestochen. Die Roald Amundsen von Hurtigruten kann mit ihrem Elektromotor 30 Minuten lang ohne Kraftstoffverbrauch fahren und so die besonders sensiblen Regionen im Polargebiet schützen. Neben der Roald Amundsen entsteht derzeit auf der Kleven Werft im norwegischen Ulsteinvik mit der Fridtjof Nansen ein baugleiches Schwesterschiff, ebenfalls für Expeditionskreuzfahrten. Hurtigruten hat in beide Hybridschiffe mehr als 300 Mio. € investiert. Auch die anderen Reedereien müssen hier nachziehen, denn ab 2026 verbannt Norwegen alle Kreuzfahrtschiffe, die nicht mit Hybridantrieb oder Gas fahren. Das Ziel sind dort Null-Emissionen. Schiffe mit Schweröl werden die Touristenfjorde nicht mehr befahren dürfen.
Kreuzfahrtindustrie als Treiber von Investitionen und Innovationen
Zuletzt kommt man nicht umhin, sich die CO2-Bilanz der Kreuzfahrtschiffe zu betrachten. Schiffsverkehr hat am weltweiten Ausstoß von CO2 nur einen Anteil von 3 Prozent, Straßenverkehr hingegen 7 Prozent. Pro Passagier und transportiertem Gewicht erzeugt kein Verkehrsmittel weniger CO2 als ein Schiff.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Kreuzfahrtindustrie einen erheblichen Anteil zu Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung beigetragen hat, so selbstkritisch muss man sein. Die Welt, in der wir leben wird zunehmend von unserem Lebensstil bedroht, auch der Tourismus kann sich dort nicht rausnehmen. Hier sind ebenso die Billigflieger zu nennen, die immer öfter immer mehr Menschen für immer weniger Geld von A nach B bringen, aber ebenso den Trend Shared Economy, der u.a. dafür sorgt, dass günstige Unterkünfte in immer größerer Zahl an touristischen Zielen verfügbar sind. Die Kreuzfahrtindustrie geht aber mit sehr gutem Beispiel voran, die daraus resultierenden und selbst verursachten Probleme zu bekämpfen. Sie darf sich zu Recht als einen Treiber von Investitionen und Innovationen in Umweltschutz, alternative Brennstoffe und Nachhaltigkeit in der Tourismusbranche verstehen.