Eine Mittelmeer Kreuzfahrt ganz im Zeichen des Regenbogens
Lange haben wir darauf hin gefiebert, am 13.05.2023 wer der Tag dann endlich gekommen und es hieß „Leinen los“ für die Spartacus Gay Cruise, eine Themenreise, die sich an schwule Männer gerichtet hat. Die Anreise nach Marseille mit dem Flugzeug am Vortag verlief reibungslos. Auch das Flughafenhotel, in welches wir uns für eine Nacht einquartiert hatten, ließ keinen Raum für Beanstandungen.
Einschiffung in Marseille (Frankreich)
Nach einer erholsamen Nacht und einem kleinen, aber feinen Frühstück begaben wir uns schließlich auf den Weg zum Kreuzfahrthafen von Marseille, der mit dem Taxi vom Flughafen aus rund 30 Minuten entfernt liegt. Dort angekommen waren wir schon von der Anzahl der Kreuzfahrt-Schiffe beeindruckt, die sich das Hafenbecken teilten. Insgesamt sechs Schiffe sorgten für geschäftiges Treiben am Pier. Neben Schiffen wie der Costa Toscana wirkt die Vasco da Gama fast schon winzig – obgleich sie sich mit 12 Decks auf knapp 220 Metern Länge durchaus nicht verstecken muss. Maximal 1.000 Gäste und 550 Crewmitglieder finden auf ihr (sehr viel) Platz. Auf unserer Reise waren etwa 700 Gäste aus über 40 Nationen an Bord, so dass eine sehr schöne, internationale Stimmung geherrscht hat.
Das Schiff, welches 1993 gebaut und 2018 sowie 2021 aufwendig renoviert wurde, ist in vielerlei Hinsicht in heutigen Zeiten besonders. Die geringe Anzahl an Balkonkabinen wird durch die großzügige Freifläche auf dem Sonnendeck wettgemacht. Zwei Pools, wovon einer mit einem ausfahrbaren Glasdach auch bei regnerischem Wetter nutzbar ist, mehrere Whirlpools und ein schöner Spa-Bereich inklusive Sauna und Dampfbad sorgen für entspannende Stunden. Zu den weiteren Unterhaltungseinrichtungen an Bord gehören das sehr geschmackvoll eingerichtete Theater. Auch der Kinosaal, die Bibliothek inklusive Lesezimmer sowie die Diskothek „The Dome“ wissen zu überzeugen.
Eine große Anzahl an Bars, insgesamt fünf Restaurants, davon eines das aufpreispflichtige Steakhouse sowie ein Snack-Grill lassen auch kulinarisch keine Wünsche offen.
Die Einschiffung verlief reibungslos und die Kabinen sind direkt bezugsfertig, sobald man an Bord geht. So kann man gleich sein Handgepäck ablegen und sich etwas frisch machen, bevor man das Schiff erkundet. Unsere Außenkabine gefiel uns sehr gut – dank viel Stauraum und einer großen Anzahl an Schränken und Schubläden haben wir unser Gepäck problemlos unterbekommen. Im Badezimmer fanden wir neben einem Haartrockner, einem Schminkspiegel und den obligatorischen Pflegeprodukten auch eine echte Badewanne vor.
Abendprogramm und Seetag
Das Abendprogramm sah die Live-Übertragung des Eurovision Song Contest mit Live-Moderation durch die Drag-Queen Nina Queer vor – im Theater für alle deutschsprachigen Gäste in deutscher, in der Sportsbar auf englischer Sprache. Insgesamt war auf der Kreuzfahrt ein sehr gemischtes Publikum schwuler Männer aller Altersgruppen vorzufinden. An Bord herrschte von Anfang an eine sehr offene, herzliche und fröhliche Stimmung, die bis zum letzten Tag angehalten hat. Für die große Anzahl an Alleinreisenden gab es wechselnde Aktionen, beispielsweise Single-Dinner oder Bar-Abende, bei denen man problemlos Kontakte knüpfen und neue Bekanntschaften machen konnte. Jeden Abend wurden Themenpartys mit wechselnden Mottos angeboten, z.B. Uniform- & Matrosenlooks, 90s, White Party oder die Sports Night. In den Bars an Bord gab es Abends häufig Live-Musik, tagsüber wurde das Programm durch Pool Partys, wie der Wahl zum Mr. Gay Cruise am Seetag, abgerundet. Am Abend stand die „Drag“ Mottoparty auf dem Programm. Opulente Outfits, schillernde Farben und einmalige Kostüme sorgten für mächtig Stimmung an Bord.
Portoferraio / Elba (Italien)
Der erste Hafen auf unserer Route war Portoferraio auf Elba. Die Hauptstadt der Toskana-Insel, die insbesondere als Verbannungsort Napoleons 1814 bekannt ist, wartet mit ihrer imposanten Festung, einer schönen Hafenpromenade und traumhaften Stränden mit kristallklarem Wasser auf. Da die Vasco da Gama hier auf Reede lag, wurden wir mit dem Tenderboot an Land transportiert. Der zentral gelegene Bootsanleger eignet sich ausgezeichnet für einen ausgedehnten Spaziergang durch die idyllische Hafenstadt. Von hier aus erreicht man alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten. Die zahlreichen Cafés und Restaurants laden auf eine Pause mit Blick auf die malerische Kulisse ein. Tipp: wer den Aufstieg auf die Festung „Forte Falcone“ auf sich nimmt, wird mit einem unvergleichlichen Blick auf die Dächer der Stadt bei einem kühlen Getränk des dort ansässigen Bistros belohnt.
Zurück an Bord freuten wir uns auf die Themenparty des Abends mit dem Motto „Uniform- und Matrosenoutfits“. Nahezu alle Gäste waren in Motto gerechten Outfits gekleidet. Das hat nicht nur zur Belustigung der Beteiligten, sondern auch des nautischen Personals an Bord beigetragen. In Anwesenheit der zahlreichen Kapitäne fühlten wir uns in jedem Fall mehr als sicher.
Civitavecchia / Rom (Italien)
Civitavecchia, auch bekannt als „Roms Seehafen“, bietet aufgrund seiner Nähe zur italienischen Hauptstadt zahlreiche Ausflugsoptionen. Daher darf die Hafenstadt auf keiner Mittelmeerroute fehlen. Wer die „Ewige Stadt“ noch nicht kennt, sollte sie keinesfalls verpassen. Neben (teils teuren) Bustransfers, die bereits an Bord gebucht werden können, kann man auch deutlich günstiger mit dem öffentlichen Zugverkehr ab Civitavecchia Termini (Hauptbahnhof) nach Rom gelangen. Die Züge verkehren stündlich in beide Richtungen. Ein weiterer Vorteil der Vasco da Gama wurde uns hier offenbar. Während die großen Schiffe der bekannten Reedereien schon am frühen Abend ablegten, verblieb unser Schiff bis etwa 21:00 Uhr im Hafen. Deshalb bieten die teils sehr langen Liegezeiten ausreichend Zeit für Erkundungstouren vor Ort ohne Stress und Hetze.
Die Abendgestaltung war ebenfalls bereits bestens geplant, denn bei der 90s Neon Fete war Partystimmung vorprogrammiert.
Livorno (Italien)
Nun ging die Reise weiter nach Livorno in der Toskana. Von hier aus lassen sich ganz wunderbar Ausflüge nach Pisa oder Florenz unternehmen. Das ist auch empfehlenswert, denn die Hafenstadt mit ihren vielen Kanälen im Stadtteil „Klein-Venedig“ wirkt leider an einigen Stellen etwas heruntergekommen. Wer keine Lust auf einen großen Tagesausflug hat, kann auch die Chance nutzen und die schöne Vasco da Gama – fast schon exklusiv – ausgiebig genießen. Abends besuchten wir die Show „Goodbye Deutschland“ im Theater. Farbenfrohe Kostüme, Songs zum Mitsingen und eine gelungene Inszenierung sorgten für einen kurzweiligen Abend. Danach begeisterte die Sports Night in der Diskothek „The Dome“ die Partygänger an Bord. Wer keine Lust auf tägliche Party hat, sei die Partyband ans Herz gelegt, welche in wechselnden Bars für Stimmung sorgt.
Villefranche-sur-Mer (Frankreich)
Der vorletzte Hafen der Spartacus Gay Cruise auf unserer Route war Villefranche-sur-Mer. Ob man sich für einen Ausflug nach Nizza, nach Monaco oder einen Spaziergang vor Ort entscheidet – die Cote d’Azur zeigt sich hier von ihrer charmantesten Seite. Die prunkvollen Villen werden gerahmt von einer wunderschönen Naturkulisse, schroffen Klippen und dem azurblauen Meer. Wir nutzen die Gelegenheit und nahmen den Zug nach Monaco. Das Tagesticket Nizza – Villefranche sur Mer- Monaco kostet pro Person 10 €. Man kann den ganzen Tag zwischen den Haltepunkten pendeln, was dieses Angebot perfekt für Tagestouristen macht. In Monaco selbst waren die Vorbereitungen auf den Grand Prix Monte Carlo 2023 in vollem Gange, was einen Spaziergang entlang der Boxengasse ermöglichte. Vom Bahnhof aus erreicht man den Fürstenpalast in ca. 25 Minuten, muss aber zunächst einen kleinen Aufstieg in Kauf nehmen. Wer gut zu Fuß ist, sollte dies aber keine Probleme bereiten. Zurück an Bord erwartete uns zunächst eine fulminante Show der Drag-Queen Nina Queer im Hollywood Theater. Danach hieß es „Kinky Night“ – sicherlich für viele Gäste ein ganz besonderes Highlight der Reise.
Calvi / Korsika (Frankreich)
Der letzte Stopp stellte Calvi auf Korsika dar. Die zu Frankreich zählende, viertgrößte Mittelmeerinsel ist im französischen auch als „Insel der Schönheit“ bekannt und empfing uns nochmal mit strahlendem Sonnenschein, weshalb wir gleich am morgen mit dem Tenderboot übersetzten. Neben Calvis traumhafter Promenade lohnt sich ebenfalls ein Aufstieg auf die Zitadelle, dem Wahrzeichen der Stadt. Früher Festungsanlage, vereint sie heute eine Vielzahl an Bars, Cafés und kleiner Boutiquen. Auch einige Ateliers lokaler Künstler finden sich hier.
Zurück an Bord genossen wir noch ein letztes Mal den aufmerksamen Service der freundlichen Crew, ein tolles Konzert der Partyband und die White Party, die gleichzeitig auch den offiziellen Abschluss der Reise darstellte.
Nun war der Abreisetag gekommen. Da man die Kabinen um 8 Uhr morgens freigeben und das Schiff bis 11 Uhr verlassen muss, traten wir nach einem ausgiebigen Frühstück die Fahrt zum Flughafen an. Auch hier nutzen wir eines der zahlreichen Taxen, die am Hafenterminal zur Verfügung stehen.
Fazit
Unsere Reise auf der Spartacus Gay Cruise war auch für uns eine neue Erfahrung – wir möchten sie keinesfalls missen. Wer Lust hat auf eine Kreuzfahrt unter Gleichgesinnten, ein wunderschönes Schiff, eine außergewöhnliche Route, viel Party und tollen Erlebnissen, ist hier bestens aufgehoben.