Die Hurtigruten – eine unvergleichliche Seereise entlang der Küste Norwegens und für viele wohl die Traumroute schlechthin! Unsere Kreuzfahrtexpertin Barbara Mittermair war auf der traditionellen Postschifflinie, die 1893 gegründet wurde, unterwegs. Die Kurzreise an Bord der MS Nordlys, inklusive einer Bahnfahrt durch Norwegens bezaubernde Natur, führte von Bergen nach Trondheim und gewährte viele Einblicke in das „echte“ Seefahrerleben!
Ankunft in Oslo: Auf den Spuren der Polarforscher
Mit einem Direktflug der Swiss wurde ich mitsamt der bestensgelaunten Reisegruppe von Zürich nach Oslo gebracht. Nachdem wir unsere Koffer entgegengenommen und die erste norwegische Luft geschnuppert hatten, sammelte uns auch schon der Transferbus auf. Die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum von Oslo dauert je nach Verkehr etwa 45 Minuten, während denen man bereits eine Vorstellung von der atemberaubenden Natur Norwegens bekommt.
Wir hatten an diesem Tag ein wenig Pech mit dem Wetter – strömender Regen und eine graue Decke aus Wolken begleiteten uns! Daher fiel auch die anschließende, knapp 3-stündige Sightseeing-Tour durch Oslo etwas kühl und feucht aus. Die Stimmung war dennoch prima. Nichtsdestotrotz bekamen wir viele tolle Eindrücke von der norwegischen Hauptstadt. Besonders interessant und beeindruckend war der Besuch des Fram Museums, bei dem wir die Original MS Fram besichtigen konnten. Wir bekamen einen authentischen Einblick in das Leben der damaligen Polarforscher, die mit der MS Fram um 1900 zu ihren Expeditionen in die Antarktis und Arktis aufbrachen.
Ein Meer aus Skulpturen im Vigelandpark
Auch wenn das Wetter für den Vigeland Skulpturenpark nicht ideal war, konnte man sich sehr gut ausmalen, wie der beliebte Park im Frühling und Sommer mit all seiner Blütenpracht leuchtet und zum Verweilen einlädt. Ein Besuch lohnt sich vor allem auch zur Besichtigung der über 200 Skulpturen aus Bronze, Granit und Schmiedeeisen des Bildhauers Gusav Vigeland (1869 – 1943), der für den Park das Design sowie die architektonische Ausformung entworfen hat. Die Bronzestatue des kleinen Trotzkopfs (Norwegisch: Sinnataggen) zählt zu den bekanntesten Skulpturen des Vigeland Skulpturenparks.
Nach dieser eindrücklichen Stadtrundfahrt konnten die Hotelzimmer im Thon Hotel Opera bezogen werden. Das Hotel befindet sich mit Blick auf das architektonische Meisterwerk – das Opernhaus – nur 100 Meter vom Hauptbahnhof Oslo entfernt.
Bevor wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen im hoteleigenen Restaurant trafen, blieb noch Zeit, um auf eigene Faust die umliegenden Quartiere zu erkunden. Die Stadt ist wirklich faszinierend – Architektur, Natur und städtisches Treiben ergeben ein tolles Zusammenspiel! Müde von der Anreise und den vielen Eindrücken ging es nach einem köstlichen 3-gänge Menü zu Bett.
Keine gewöhnliche Zugfahrt: Von Oslo nach Bergen
Voller Vorfreude auf die bevorstehende Zugfahrt mit der Bergen Bahn, traf sich die Gruppe bei einem reichhaltigen Frühstücksbuffet am nächsten Morgen wieder. Kurz darauf ging es mit Sack und Pack Richtung Bahnhof, wo auch schon der Zug bereitstand.
Die Zugfahrt von Oslo nach Bergen bietet eine der spektakulärsten Bahnerlebnisse Europas mit wunderschöner, abwechslungsreicher Landschaft und typischen Schauplätzen der norwegischen Geschichte. Insgesamt sind es 4-6 Fahrten pro Tag, die durchgeführt werden. Auf der Strecke werden insgesamt 182 Tunnel passiert, der höchste Punkt ist mit 1.222 Metern Höhe der Bahnhof in der Siedlung Finse – der höchstgelegene Bahnhof in Nordeuropa.
Leider zeigte sich das Wetter auch an diesem Tag eher selten von seiner sonnigen Seite. Trotzdem war es für mich ein besonderes Erlebnis, das ich irgendwann, dann aber vermutlich im Sommer, wiederholen möchte.
Der angekündigte kleine «Snack» während der Fahrt stellte sich als komplettes, typisch norwegisches Menü heraus. Der Proviant, der von einigen der Gruppe noch vor der Fahrt eingekauft wurde, war also nicht nötig, zumal es im Zug auch eine Cafeteria mit einer großzügigen Auswahl an Getränken und Snacks gab.
Nach dieser unvergesslichen knapp 6,5-stündigen Fahrt ging es direkt per Bustransfer zum wichtigsten Programmpunkt der Reise: dem Hurtigruten-Anleger in Bergen und der MS Nordlys, die uns bereits erwartete.
Farbenfrohe Eindrücke – Ankunft und Einschiffung in Bergen
Bevor wir jedoch eincheckten, begaben wir uns auf einen kleinen Stadtrundgang durch Bergen. Etwa 10 Gehminuten vom Anleger entfernt, befindet man sich mitten im lebendigen Zentrum von Bergen. Die zweitgrößte Stadt Norwegens hat einiges zu bieten. Es lohnt sich also, eine Übernachtung vor oder nach der Schiffsreise einzuplanen, um die große Stadt mit Kleinstadtcharme und heimeliger Atmosphäre erkunden zu können.
Leider reichte für uns die Zeit nicht, um den Hausberg Fløyen mit der Fløibane, einer Standseilbahn, zu erklimmen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Blick auf Bergen und die Fjorde.
Für einen Spaziergang und die Besichtigung vom Fischermarkt reichte die Zeit aber allemal. Die Stadt bezaubert auch bei bewölktem Wetter mit seinen farbenfrohen Häusern.
Die Schiffe der Hurtigruten – Tradition und Authentizität
Wieder zurück auf dem Schiff stand das unkomplizierte Check-In und die kurze Seenotrettungsübung in Form eines Videos bevor. Das Video wird nur am ersten Abend in Bergen abgespielt. Für Gäste, die später, an einem anderen Hafen einschiffen, gibt es keine Seenotrettungsübung.
Um sich für das Abendessen frisch zu machen, begab ich mich auf meine Kabine auf Deck 6 (Kat. J – Außenkabine mit eingeschränkter Sicht). Ein Großteil der Kabinen auf dem Schiff sind mit ca. 13 qm eher klein und zweckmäßig eingerichtet. So gibt es beispielsweise auch nur in den Kategorien P + U einen Fernseher und einen Kaffeekocher auf der Kabine. Aber schließlich geht es bei dieser Schifffahrt auch um das Naturschauspiel und nicht den Komfort an Bord, wie man es von herkömmlichen Kreuzfahrtschiffen kennt. Auch für Personen im Rollstuhl stehen insgesamt drei Kabinen zur Verfügung.
Am ersten Abend bei Start der Seereise in Bergen gab es zum Abendessen Buffet, welches sehr reichhaltig war – für jeden Geschmack war etwas dabei. An allen weiteren Abenden gab es jeweils morgens und mittags Buffet und am Abend konnte man à la carte bestellen und den Service am Platz genießen. Für den kleinen Hunger zwischendurch gab es auch eine Cafeteria mit reichlich Auswahl an Snacks und Getränken.
Auf den norwegischen Postschiffen von Hurtigruten steht Authentizität an erster Stelle. So ist der Reederei auch besonders wichtig, dass regionales Essen serviert wird und die Zutaten je nach Verfügbarkeit an den jeweiligen Häfen frisch eingekauft werden. Außerdem ist das gesamte Personal an Bord einheimisch, was vielleicht auch erklärt, weshalb Hurtigruten etwas teurer als andere Kreuzfahrt-Reedereien ist.
Raue See – Stürmische Zeiten an Bord der MS Nordlys
Nach dem Abendessen gab es für unsere Reisegruppe noch einen abschließenden Tee in der Observation Lounge auf Deck 7, bevor sich alle Schlafen legten. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass uns stürmische Zeiten bevorstanden. Während der Nacht und auch am Morgen danach war der Seegang enorm stark – bis zu 8 Meter (!) hohe Wellen brachten die MS Nordlys in extremes Schaukeln!
Ein Großteil der Reisegruppe musste aufgrund des abenteuerlichen Seegangs teils vor, teils nach dem Frühstück, die Kabinen aufsuchen, um hier den restlichen Tag zu verbringen. Die Vorfreude, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, war deshalb groß. Umso größer war dann die Enttäuschung, als wir erfuhren, dass die Stadt Ålesund aufgrund der starken Windverhältnisse nicht angefahren werden konnte.
So mussten wir die Zeit anders nutzen. Die See tobte, als gäb’s kein Morgen – und wir genossen bei einer Tasse Tee die melancholische Stimmung und die Aussicht auf die bezaubernden norwegischen Fjorde. Eine andere Truppe kaufte sich Souvenirs im kleinen Bordshop und wieder andere nahmen an den „Point of Interest“-Vorstellungen auf dem „Outdoor Explorer“ Deck teil. Der Vortrag behandelte Ålesund und die umliegende Region. Es gab außerdem einige typische lokale Köstlichkeiten zu probieren. Erfreulicherweise ließ es das Wetter zwischendurch zu, ein paar schöne Landschaftsfotos zu schießen!
Besichtigung der MS Polarlys in Trondheim
Am nächsten Tag trafen wir schon früh morgens in Trondheim ein. Da kurz darauf auch die MS Polarlys im Hafen anlegte, nutzten wir die Chance, das im typisch norwegischen Stil neu renovierte Schiff der Hurtigruten-Flotte zu besichtigen.
Im gleichen modernen Stil wurden außerdem die Nordnorge, die Nordkapp und die Kong Harald renoviert.
Nach der kurzen Schiffsbesichtigung ging es zurück auf die MS Nordlys, um das Gepäck für die Weiterreise zu holen. Dabei konnten wir noch einen Blick in den Frachtraum, in dem auch die Autos untergebracht werden, erhaschen.
Ein letztes Highlight: Über die Dovrebahn zurück nach Oslo
Nur etwa 10 Minuten Busfahrt vom Hafen befindet sich der Bahnhof von Trondheim. Hier ging es für die Reisegruppe auf ins nächste Abenteuer – die knapp 6-stündige Fahrt auf der Strecke „Dovrebahn“ von Trondheim zum Osloer Flughafen. Die Bahnstrecke ist wirklich atemberaubend!
Das war dann leider auch schon die abschließende Fahrt, bevor ich und der Rest der Reisegruppe die Heimreise in Angriff nahmen. Der Rückflug mit der KLM gestaltete sich mit einem Zwischenstopp in Amsterdam zwar nicht ganz so bequem wie der Direktflug mit der Swiss, war aber dennoch sehr angenehm.
Fazit: Authentische Eindrücke und mystische Atmosphäre
Mir hat die Kurzreise mit Hurtigruten sehr gut gefallen, trotz des kalten Wetters. Auch das zeichnet den Norden letzten Endes aus. Man darf sich nicht darauf verlassen, dass die Sonne immer scheint und sollte auch die mystische Atmosphäre bei bewölktem Himmel auf sich wirken lassen. Ich habe wirklich sehr viele tolle, authentische Eindrücke während dieser Reise gesammelt – in jedem Fall verzaubert Norwegen auf eine ganz spezielle Art!